PROJEKT-INDIENHILFE e.V.

Juli 2001

 

 

 

Calcutta während der Regenzeit

Juli 2001

 

 

Liebe Freunde, 

 

die besten Wünsche sende ich euch von hier aus der Regenzeit! Wie immer habe ich einige Neuigkeiten, die ich euch gerne mitteilen möchte. 

 

1.      Sommerferien

 

Am 9. Mai haben die Sommerferien begonnen. Zwischen dem 7. und 8. Mai haben wir verschiedene Wettbewerbe im Singen, Tanzen und in der Schauspielerei veranstaltet. Fast alle Kinder haben an diesen Wettbewerben teilgenommen und 1/3 von ihnen erhielt Preise. Kinder aus anderen Schulen kamen zum Unterricht und zeigten ihre guten Zeugnisse. Die besten unter ihnen bekamen Preise von uns. Außerdem haben wir an diejenigen Schulbücher ausgeteilt, die zu anderen Schulen gehen. Am 9. Mai veranstalteten wir einen Spieletag, und ungefähr 1000 Preise wurden an die glücklichen Gewinner in den Spielen ausgegeben.

 

2.      Bau neuer Häuser

 

Am 26. Mai bin ich in ein Dorf gefahren, das 200 km nördlich von Calcutta liegt, um zwanzig neu gebaute Häuser zu segnen. Die Häuser wurden für diejenigen gebaut, die ihr Zuhause auf Grund der Flutkatastrophe verloren hatten, die sich im letzten Jahr ereignete. Wir haben diese Häuser dank der Unterstützung unserer Freunde aus dem Ausland bauen können. Mit dem Geld, das wir bekommen haben, hätten wir nur zehn komplette Häuser errichten können. Aber wir mussten zwanzig Familien in dem Dorf helfen, in dem alle Menschen ihr Zuhause verloren hatten. Deshalb entschieden wir uns, jedes Haus auf Säulen zu stellen und dünne Dächer zu nehmen und baten die Menschen, die Wände selbst aus Lehm und Bambus zu bauen. Auch versprachen die Menschen, ohne Lohn für ihre Häuser zu arbeiten. Als ich sie mit hungrigen Mägen arbeiten sah, kaufte ich eine Wochenration an Reis und Hülsenfrüchten und verteilte sie an die Leute. Sie waren sehr dankbar über das, was wir für sie getan hatten. Am Tag der Einweihung dieser Häuser machten sie ein großes Fest und versorgten ungefähr 300 Leute, die zu dieser Feier kamen. An diesem Tag realisierte ich, wie glücklich sich eine arme Familie fühlen kann, wenn sie ein Dach über dem Kopf hat. Wir haben nur 20.000 Rupees (1000 DM) für jedes Haus ausgegeben. Mein Plan ist es, jedes Jahr 20 Häuser in den Gebieten zu bauen, die von der Flutkatastrophe betroffen sind.

 

3.      Englisches Sprachlager

 

Vom 4.-9. Juni habe ich ein Lager für diejenigen organisiert, die Englisch sprechen wollen. Heutzutage ist Englisch wichtig, um einen Job zu finden. 35 Kinder, die in der Schule nur Bengali oder Hindi und nicht Englisch gelernt haben, nahmen an diesem Lager teil. Neben den Unterrichtsstunden in Englisch habe ich weitere Stunden zur „Werte-Erziehung“ eingebracht, d.h. Werte und Prinzipien, die für das Leben notwendig sind. Ich habe ein 60 Seiten langes Handout vorbereitet, das verschiedene Stunden, Debatten, Satiren, Dialoge und Spiele mit englischen Wörtern enthält. Am letzten Tag hatten die Schüler die Möglichkeit, ihre Fähigkeiten in Satiren und Reden auf der Bühne zu präsentieren. Sie zeigten ebenso ihre Dankbarkeit für die wichtigen Werte, die ihnen durch die Englischkurse vermittelt worden sind.

 

4.      Wiedereröffnung der Schule

 

Am 18. Juni begann die Schule wieder. Es war ein sehr verregneter Tag und der Regen hielt mehrere Tage an. Trotz des Regens kamen viele Schüler wieder zur Schule. Zwischen dem 26. und 28. Juni habe ich die Lehrer in die Slums in der Nähe unseres Konvents geschickt, um nach armen Kindern zu suchen, die keine Schule besuchen. Die Lehrer gingen zu den ärmsten Slums hier und informierten die Leute über die Möglichkeit, eine gute Ausbildung in unserer Schule zu erhalten. Ich war sehr überrascht, dass 200 neue Jungen und Mädchen um die Aufnahme in unsere Schule baten. Ich konnte sie nicht wieder wegschicken, also habe ich ihnen Platz in einer Halle angeboten, in der es weder Bänke noch Tische gibt. Aber sie waren glücklich auf dem Boden sitzen und lernen zu können.

 

5.      Hygienetaschen und Milchpakete

 

Wir haben erfolgreich versucht, Hygieneklassen für unsere Straßenkinder einzuführen, und deshalb haben wir dasselbe Programm für unsere Schulkinder organisiert. Nach einigen Stunden habe ich an jedes Kind Zahnputzzeug ausgeteilt. Wir haben auch einen Tag für die unterernährten Kinder veranstaltet und an jedes Kind ein Paket mit Milchpulver verteilt. Diese neue Einrichtung wollen wir jeden Monat wiederholen.

 

6.      Es gibt Hoffnung!

Shonkor ist das vierte von acht Kindern in einer Familie, und er ist von Geburt an blind. Seit zwei Wochen kommt er mit einigen Straßenkindern jeden Samstag in unsere Schule. Ich habe einige Informationen über seine Familie eingeholt und begonnen, ihm und seiner Familie zu helfen, jeden Monat Essen zu kaufen. Shonkor ist sechzehn Jahre alt, und es ist schwierig für ihn eine geeignete Schule zu finden. Jetzt können wir zwei weitere blinde Kinder zur Schule schicken und unterstützen sie mit finanzieller Hilfe.

 

Zum Schluss dieses Briefes bin ich glücklich zu sagen, dass unsere Arbeit gut voran geht und meine Mitarbeiter machen viel, um diese gute Arbeit fortzuführen. Aber diese Arbeit ist nur möglich durch die konstante Hilfe, die viele von euch uns zukommen lassen. Ich bin sehr dankbar und wünsche euch allen Gottes Segen.

 

Mit freundlichen Grüßen,

 

Fr. Joseph Aymanathil, s.d.b

 

(Juli, 2001).  

 

Übersetzung: Michaela Stiller