PROJEKT-INDIENHILFE e.V.

März 2002

 

 

 

Liebe Freunde,

 

Nach der Feier des neuen Jahres denken wir schon wieder an Ostern, das Fest, das unser neues Leben verkündet durch die Auferstehung des Herrn. Es erfüllt mich mit großer Freude an Sie alle zu schreiben, um Ihnen Ostergrüße von mir und von allen in diesem Center zu überbringen. Gleichzeitig möchte ich Ihnen gerne einige Neuigkeiten mitteilen.

 

Die Weihnachtsfeierlichkeiten

Am 15. Dezember richteten wir eine Weihnachtsfeier für die Straßenkinder aus. Neben diesen kamen auch viele arme Kinder aus den Slums, die einer Teilzeitarbeit nachgehen oder sich in den Straßen herumtreiben. So war die Zahl der Kinder, die teilnahmen, auf 180 angewachsen. Sie alle erhielten die Möglichkeit sich zu waschen, zu singen und jedes Kind bekam eine Mahlzeit und neue Kleidung. Am 20. Dezember 2001 fand die Weihnachtsfeier für die Schulkinder statt, bei der insgesamt 800 Kinder anwesend waren. Wir gaben jedem ein Weihnachtsgeschenk, bestehend aus Seife, Zahnpasta und Süßigkeiten. Das Programm, das die Kinder vorbereitet haben, war äußerst unterhaltsam und beinhaltete mehrere Reime, schöne Lieder, Tänze und kleine Theaterstücke. Jedes Jahr freuen sich die Kinder darauf im Krippenspiel in die verschiedenen Rollen zu schlüpfen und hüten die Fotos von den Szenen, in denen sie spielen, wie einen Schatz. Das kleine Mädchen, das die Maria spielte mit dem Jesuskind im Arm, ist gerade einmal neun Jahre alt und nach der Aufführung fragte sie mich jeden Tag nach ihrem Foto, bis sie es endlich bekam. Dieses sind für mich unvergessliche Momente, die Weihnachten für mich lebendig werden lassen.

 

Weihnachten in den Slums

Weihnachten wird in den Slums genauso groß gefeiert, wie bei den Reichen. Überall sieht man Weihnachtsschmuck, Lichter und schöne Krippen. Vor allem aber hat mich die Gastfreundschaft der armen Leute berührt. Alle kamen sie nach draußen, um mich in ihre Häuser einzuladen und nahmen mich an der Hand, um mir ein Stück Kuchen anzubieten. Dieses Jahr habe ich versucht für noch mehr Menschen Weihnachten zu einem freudigen Ereignis zu machen, indem wir Decken, Schals und Geld an alte Menschen, Kranke und Witwen verteilt haben. Nach dem Neujahrsfest haben wir am 3. Januar die Schule wieder aufgemacht. Die Kinder aus den Slums wissen jetzt die Zeit zu schätzen, die sie hier verbringen dürfen und die Möglichkeiten, die sie erhalten, um lernen zu koennen. In der ersten Januarwoche fiel der Strom am Abend oft für lange Zeit aus und dennoch blieben sie in ihren Klassenzimmern und teilten das Licht von einer oder zwei Kerzen. Unglücklicherweise passierte das, als unser Generator gerade in Reperatur war.

Obwohl der Winter in Kalkutta mild ist, brauchen die Kinder ein paar warme Kleidungsstücke. Deshalb haben wir zum Jahresbeginn einige warme Kleider an all die Kinder verteilt, die unsere Schule besuchen.

 

Das Baby der Tbc-Patientin

Rupa Singh, eine junge Frau, die an Tuberkulose leidet, bekommt seit einem Jahr Medikamente von mir. An einem Tag im letzten Jahr bemerkte sie, dass sie schwanger war und fragte mich unter Tränen, was sie denn nun tun solle. Ich sagte ihr, sie solle einen Arzt aufsuchen und dieser riet ihr die Einnahme der Tbc-Medikamente zu beenden. Sie bezog aber weiterhin finanzielle Hilfe von mir, damit sie sich um ihre Gesundheit kümmern konnte. Anfang Dezember kam sie zu mir mit einem Baby im Arm, das entstellt war und sie fing an zu weinen. Ich schickte sie zu einem Arzt und versprach ihr, für die Behandlung des Kindes aufzukommen. Der Arzt machte ihr keine allzu großen Hoffnungen und teilte ihr mit, dass das Kind auch geistig behindert sei. Als ich die Tränen dieser armen Frau sah, rief ich umgehend bei den Schwestern von Mutter Teresa an und sie erklärten sich bereit, das Kind aufzunehmen. Das ist nur eines von vielen Schicksalen in dieser Gegend von Frauen, die in Not sind. Die Lage der Frauen hat sich kaum verbessert und ich denke, wir müssen mehr tun, um den Frauen zu helfen, auf deren Schultern meist die alleinige Verantwortung für die Familie lastet, weil die Männer der ärmeren Bevölkerungsschicht oft weder Unterstützung noch Verständnis zeigen.

 

Am Ende dieses Briefes möchte ich Ihnen allen meinen Dank aussprechen für Ihre beständige Unterstützung meiner Arbeit für die Armen und ich möchte Ihnen noch einmal von Herzen ein frohes Osterfest wünschen.

 

Mit freundlichen Grüßen,

 

  

Fr. Joseph Aymanathil, s.d.b

 

(März, 2002).