PROJEKT-INDIENHILFE e.V.

Dezember 2002

 

 

Weihnachten 2002

 

Liebe Freunde,

 

Jetzt, da Weihnachten näher kommt, fühle ich, dass ein weiteres Jahr sehr schnell vergangen ist, seit ich meinen letzten Weihnachtsrundbrief geschrieben habe. Ich schreibe diesen Brief mit Freude und Dankbarkeit, weil ich viel Grund habe, euch für die großartige Unterstützung zu danken, die ihr mir für meine Arbeit dieses Jahr gegeben habt. Deswegen freue ich mich, euch einige Neuigkeiten darüber mitzuteilen, was in den letzten Monaten hier geschehen ist.

 

Lehrertag

 Am 5. September haben wir den Lehrertag in unserer Schule gefeiert. Dieser Brauch hat große Bedeutung, weil das Lehren in Indien ein heiliger Beruf ist. In unserer Schule gibt es 18 Lehrer, die aus den umliegenden Slums kommen und sie arbeiten sehr hart für die armen Kinder in unserer Schule. Ich habe zu der Spende der Kinder noch etwas Geld dazu gegeben und ich konnte für jeden Lehrer ein sehr gutes Geschenk bereitstellen und wir hatten alle eine gute Tee-Party.

 

Selbsthilfe-Projekte

 Nähmaschinen: Einige Jahre schon habe ich das Leiden der armen Frauen hier mit angesehen und es tat mir leid, dass ich nicht viel für sie tun konnte. Nur wenn sie etwas Geld verdienen, haben sie auch ein Mitspracherecht in ihrem eigenen Haus. In den meisten Fällen kümmern sich die Männer wenig um ihre Frauen und Kinder. Eines Tages bat mich ein Mädchen namens Aysha um Hilfe, damit sie einen Kurs in Nähen und Stricken machen kann. Ich half ihr, den Kurs zu belegen und später fragte ich sie, ob sie genug Arbeit findet, wenn ich ihr eine Nähmaschine kaufe. Bald fand ich Mädchen und Frauen, die in einer ähnlichen Situation waren. Nachdem ich genaue Erkundigungen über ihren Zustand eingeholt hatte, kaufte ich 13 Nähmaschinen mit der Hilfe meiner Freunde aus Deutschland und verteilte sie an 13 ausgewählte Mädchen und Frauen. Außerdem habe ich drei Spezialkurse mit einem Schneidermeister arrangiert, damit er sie  zu dem trainiert, was sie schon wissen. Jetzt sind sie alle glücklich, dass sie arbeiten können, etwas Geld verdienen und sie empfinden Zufriedenheit und Würde.  Die jungen Mädchen, die eine Nähmaschine bekommen haben, haben nun bessere Chancen, einen Heiratsantrag zu bekommen. Jetzt helfe ich einer Gruppe von Mädchen und Frauen, die unterrichtet werden, damit jede von ihnen nächstes Jahr eine Nähmaschine erhalten kann.

 Geschäfte machen: Eines Tages habe ich einen jungen Mann namens Dilip Mondol getroffen, dem ich geholfen habe, ein paar Fahrstunden zu nehmen. Aber auch nach dem Unterricht  hat er keine Arbeit gefunden. Ich schlug ihm vor als Straßenhändler zu arbeiten und die Dinge zu verkaufen, die ich ihm geben würde. Er war sehr glücklich und ich lieferte ihm Taschen und Kleidung, die ich für einen geringen Preis von einem Geschäftsmann gekauft hatte. Eines Tages brachte mir ein anderer Geschäftsmann viele Kosmetikartikel, Seifen und Zahnbürsten, die eine Firma für einen geringen Preis abgegeben hatte. Ich organisierte den Verkauf dieser Artikel mit Dilip und einigen meiner Lehrer und jetzt haben sie alle jeden Tag ein kleines Einkommen. Sie haben auch gelernt, wie man Geschäfte macht und ab jetzt können sie selbst beginnen ohne meine Hilfe zu kaufen und zu verkaufen. Außerdem haben wir andere Privatinitiativen wie Taschen machen, Statuten modellieren und Karten bemalen ermutigt und unterstützt. Monalisa ist ein armes Mädchen, das Karten bemalt, die sie an mich verkauft, weil sie Geld braucht um ihr Studium zu beenden.

 

Unterstützung für Kinder

Bei uns gibt es ungefähr 450 Kinder, die durch die Unterstützung unserer Freunde Hilfe bekommen, um lernen zu können. Jedes Jahr scheiden zwischen fünf und sechs von ihnen aus, weil sie von ihren Eltern vernachlässigt werden oder weil sie früh heiraten. Das passiert bei den Mädchen häufiger. Wenn ich jedes Kind einzeln betrachte, finde ich, dass die Erfolgsrate sehr viel höher ist, als das bei Slumkindern normalerweise üblich ist. Wir versuchen auch, einige junge Mädchen und Jungen in einem Jobtraining-Programm unterzubringen, wenn sie ihr Studium nicht abschließen können. Im Moment können wir unseren Sponsoren keine weiteren Informationen über die Kinder geben und auch nicht sicherstellen, dass jedes Kind einen persönlichen Weihnachts- oder Osterbrief schreibt. Oft schreiben die Kinder voneinander ab, weil sie nicht wissen, wie sie einen persönlichen Brief verfassen sollen. Habt bitte Geduld, auch wenn nicht alles so geht, wie ihr es erwartet. Aber für die Kinder wird persönlich, intensiv und großzügig gesorgt. Es ist schwer vorherzusehen, was im Leben der Slumkinder geschehen kann und wir erleben immer wieder Überraschungen.

Ich schätze euer Verständnis und eure Geduld sehr und vor allem die anhaltende Unterstützung, die ihr alle uns für unsere Arbeit für die Armen gebt.

 

Ich möchte diesen Brief beenden, in dem ich euch allen fröhliche Weihnachten wünsche und euch in meine Gebete einschließe.

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Fr. Joseph Aymanathil, s.d.b

 

(Dezember, 2002).  

(Übersetzung: Michaela Stiller)