Weihnachten 2002 Liebe Freunde, Jetzt, da Weihnachten näher
kommt, fühle ich, dass ein weiteres Jahr sehr schnell vergangen ist, seit ich
meinen letzten Weihnachtsrundbrief geschrieben habe. Ich schreibe diesen Brief
mit Freude und Dankbarkeit, weil ich viel Grund habe, euch für die großartige
Unterstützung zu danken, die ihr mir für meine Arbeit dieses Jahr gegeben
habt. Deswegen freue ich mich, euch einige Neuigkeiten darüber mitzuteilen, was
in den letzten Monaten hier geschehen ist. Lehrertag
Am 5. September haben wir
den Lehrertag in unserer Schule gefeiert. Dieser Brauch hat große Bedeutung,
weil das Lehren in Indien ein heiliger Beruf ist. In unserer Schule gibt es 18
Lehrer, die aus den umliegenden Slums kommen und sie arbeiten sehr hart für die
armen Kinder in unserer Schule. Ich habe zu der Spende der Kinder noch etwas
Geld dazu gegeben und ich konnte für jeden Lehrer ein sehr gutes Geschenk
bereitstellen und wir hatten alle eine gute Tee-Party. Selbsthilfe-Projekte
Nähmaschinen:
Einige Jahre schon habe ich das Leiden der
armen Frauen hier mit angesehen und es tat mir leid, dass ich nicht viel für
sie tun konnte. Nur wenn sie etwas Geld verdienen, haben sie auch ein
Mitspracherecht in ihrem eigenen Haus. In den meisten Fällen kümmern sich die
Männer wenig um ihre Frauen und Kinder. Eines Tages bat mich ein Mädchen
namens Aysha um Hilfe, damit sie einen Kurs in Nähen und Stricken machen kann.
Ich half ihr, den Kurs zu belegen und später fragte ich sie, ob sie genug
Arbeit findet, wenn ich ihr eine Nähmaschine kaufe. Bald fand ich Mädchen und
Frauen, die in einer ähnlichen Situation waren. Nachdem ich genaue
Erkundigungen über ihren Zustand eingeholt hatte, kaufte ich 13 Nähmaschinen
mit der Hilfe meiner Freunde aus Deutschland und verteilte sie an 13 ausgewählte
Mädchen und Frauen. Außerdem habe ich drei Spezialkurse mit einem
Schneidermeister arrangiert, damit er sie zu
dem trainiert, was sie schon wissen. Jetzt sind sie alle glücklich, dass sie
arbeiten können, etwas Geld verdienen und sie empfinden Zufriedenheit und Würde.
Die jungen Mädchen, die eine Nähmaschine bekommen haben, haben nun
bessere Chancen, einen Heiratsantrag zu bekommen. Jetzt helfe ich einer Gruppe
von Mädchen und Frauen, die unterrichtet werden, damit jede von ihnen nächstes
Jahr eine Nähmaschine erhalten kann. Geschäfte machen:
Eines Tages habe ich einen jungen Mann namens
Dilip Mondol getroffen, dem ich geholfen habe, ein paar Fahrstunden zu nehmen.
Aber auch nach dem Unterricht hat er keine Arbeit gefunden. Ich schlug ihm vor als Straßenhändler
zu arbeiten und die Dinge zu verkaufen, die ich ihm geben würde. Er war sehr glücklich
und ich lieferte ihm Taschen und Kleidung, die ich für einen geringen Preis von
einem Geschäftsmann gekauft hatte. Eines Tages brachte mir ein anderer Geschäftsmann
viele Kosmetikartikel, Seifen und Zahnbürsten, die eine Firma für einen
geringen Preis abgegeben hatte. Ich organisierte den Verkauf dieser Artikel mit
Dilip und einigen meiner Lehrer und jetzt haben sie alle jeden Tag ein kleines
Einkommen. Sie haben auch gelernt, wie man Geschäfte macht und ab jetzt können
sie selbst beginnen ohne meine Hilfe zu kaufen und zu verkaufen. Außerdem haben
wir andere Privatinitiativen wie Taschen machen, Statuten modellieren und Karten
bemalen ermutigt und unterstützt. Monalisa ist ein armes Mädchen, das Karten
bemalt, die sie an mich verkauft, weil sie Geld braucht um ihr Studium zu
beenden. Unterstützung für KinderBei uns gibt es ungefähr 450
Kinder, die durch die Unterstützung unserer Freunde Hilfe bekommen, um lernen
zu können. Jedes Jahr scheiden zwischen fünf und sechs von ihnen aus, weil sie
von ihren Eltern vernachlässigt werden oder weil sie früh heiraten. Das
passiert bei den Mädchen häufiger. Wenn ich jedes Kind einzeln betrachte,
finde ich, dass die Erfolgsrate sehr viel höher ist, als das bei Slumkindern
normalerweise üblich ist. Wir versuchen auch, einige junge Mädchen und Jungen
in einem Jobtraining-Programm unterzubringen, wenn sie ihr Studium nicht
abschließen können. Im Moment können wir unseren Sponsoren keine weiteren
Informationen über die Kinder geben und auch nicht sicherstellen, dass jedes
Kind einen persönlichen Weihnachts- oder Osterbrief schreibt. Oft schreiben die
Kinder voneinander ab, weil sie nicht wissen, wie sie einen persönlichen Brief
verfassen sollen. Habt bitte Geduld, auch wenn nicht alles so geht, wie ihr es
erwartet. Aber für die Kinder wird persönlich, intensiv und großzügig
gesorgt. Es ist schwer vorherzusehen, was im Leben der Slumkinder geschehen kann
und wir erleben immer wieder Überraschungen. Ich schätze euer Verständnis
und eure Geduld sehr und vor allem die anhaltende Unterstützung, die ihr alle
uns für unsere Arbeit für die Armen gebt. Ich möchte diesen Brief
beenden, in dem ich euch allen fröhliche Weihnachten wünsche und euch in meine
Gebete einschließe. Mit freundlichen Grüßen
|