PROJEKT-INDIENHILFE e.V.

Weihnachten 2003

 

 

 

 

Liebe Freunde,

 

Weihnachten ist ein Fest der Freude auf der ganzen Welt und auch wir haben viel Grund uns wieder zu freuen über all die großartigen Dinge, die in diesem Jahr geschehen sind. Unsere Arbeit ist sehr gut voran gekommen und ich freue mich, euch allen von den neuen Aktivitäten unseres Centres zu berichten, die wir in letzter Zeit durchgeführt haben.

 

Bekräftigung der Frauen

 

In der Regel arbeiten die Frauen in den Slums von Kolkata mehr um Geld zu verdienen als die Männer und um sich um ihre Familien zu kümmern. Die Hoffnung jeder Familie lastet in den meisten Fällen ganz auf den Schultern der Frau. Deshalb habe ich auf verschiedenen Wegen in den letzten Jahren versucht, den Frauen zu helfen, etwas Handwerkliches oder Geschäftliches zu lernen. Heute gibt es verschiedene Projekte für das Wohlergehen und die Bestärkung der Frauen. Wie im letzten Jahr haben wir einen Nähkurs für Frauen organisiert und haben ihnen beigebracht, verschiedene Kleider zu nähen, die üblicherweise von den Menschen in Indien getragen werden. Eine Nähmaschine ist etwas Kleines für die Reichen. Aber für eine Frau oder ein Mädchen in den Slums ist sie ein großer Vorteil. Am 12. Juli diesen Jahres heiratete Sadhana Ghosh, die in unserer Schule gelernt hat und später Lehrerin wurde. Sie konnte einen guten Heiratsantrag bekommen, weil ich ihr eine Nähmaschine versprochen hatte, mit der man auch verschiedene Muster und Ausschmückungen nähen kann. Sie war eine von 18 Frauen, die alle am 16. August von mir eine Nähmaschine erhalten haben. Außerdem habe ich an die Frauen Kleidung und Nähgarn verteilt, damit sie mit ihrer Arbeit ein wenig Geld verdienen können. Jetzt bleiben sie während der Fest-Saison beschäftigt, um Geld zu verdienen. In Zukunft möchte ich für unsere Frauen Kurse zum Gebrauch von elektrische Hilfsgeräte und von verschiedenen Haushaltsgeräten.

 

Hoffnung für die Straßenverkäufer

 

Einige Male bin ich in Kontakt mit den Straßenverkäufern gekommen, die verschiedene Dinge auf der Straße verkaufen oder von Haus zu Haus gehen, um Obst und Gemüse zu verkaufen. Einige Kinder, die hier lernen, helfen ihren Eltern beim Straßenverkauf und am Abend kommen sie hierhin, um zu lernen. Es gibt mehr als 300 dieser Gauner und Verkäufer im Umkreis von einem Kilometer um unser Convent. Jetzt habe ich damit begonnen, einfache Karren und beräderte Wagen und etwas Geld zu verteilen, um ihre Geschäfte zu ermöglichen und ihnen zu helfen, ihre Lebensbedingungen zu verbessern. Bisher konnte ich acht solcher Familien helfen. In der Gruppe der Verkäufer, der ich helfe, ist auch eine junge Witwe, die zwei Kinder hat, die von Freunden im Ausland unterstützt werden. Sie zieht eine kleinen Wagen voll Gemüse täglich durch die Straßen, verdient etwas Geld und kümmert sich um ihre Kinder.

 

Kämpfen um zu überleben

 

Wir haben das Projekt für die Straßenkinder fortgeführt, deren Zahl schon auf 250 angestiegen ist. Das sind Kinder aus Familien, in denen es nur einen oder ein anderes Elternteil gibt. Sie sind so arm, dass die Eltern ihre Kinder nicht ernähren können und die Kinder deshalb in den Straßen herumstreunen, um Arbeit oder Essen zu finden. Sie kommen hauptsächlich samstags zu uns, um etwas zu essen zu bekommen. Einige haben begonnen, mit unsere Hilfe zur Schule zu gehen und oft kommen sie zu mir, was auch immer sie brauchen.

 

Eines Tages kamen die 13-jährige Pushpa und ihre kranke Mutter zu mir in mein Büro. Als ich sah, dass jede für sich unterernährt war und nur schwer stehen konnte, holte ich ein Glas Milch und Brot für sie und fand eine meiner Lehrerinnen, die mir half, die kranke Frau ins Krankenhaus zu bringen und einige Tests durchführen zu lassen. Nach diesen Tests wurde klar, dass Dhira an Tuberkulose litt. Also begann ich, sie mit den erforderlichen Medikamenten, stärkender Medizin und Trockenmilch zu versorgen. Außerdem habe ich mich um Hilfe gekümmert, damit Dhira jeden Monat ausreichend Nahrungsmittel kaufen kann, um ihre drei Kinder und sich selbst zu ernähren. Ihr Mann hat die Familie vor acht Jahren verlassen und seitdem kämpft sie darum, sich um ihre Familie zu kümmern. Ich habe jetzt ihre drei Kinder in unsere Morgenschule aufgenommen, die von rund 20 armen Kindern besucht wird, die oft Frühstück und ein Bad bekommen, manchmal auch Kleider. Am 5. September besuchte Pushpa das Fest zum „Lehrertag“ und erzählte mir: „Ich trage gerade die neuen Kleider, die Sie mir gegeben haben.“ Dann dankte sie mir und schenkte mir eine Blume. Das war wirklich ein ergreifendes Geschenk für mich, das ich nicht so schnell vergessen werde. Ihr Name Puspha bedeutet „Blume“ und es heißt viel, wenn es in ihrem Leben neue Hoffnung gibt.

 

Es gibt viele, die still und dankbar sind, weil sie Grund für ein Lächeln haben und zufrieden leben können. Meine Erfahrung unter den Armen in den Slums hat mir gezeigt, dass die Kämpfe der Kleinen hier wirklich großartig sind und auch ihre Siege sind keineswegs unbedeutend. Wenn ich mir die große Veränderung in ihren Leben anschaue, mit meiner kleinen Hilfe, dann erinnere ich mich schweigend und gedankenvoll und danke Gott und meinen Wohltätern im Gebet und vertraue ihnen meine Arbeit an.

 

Bald werden uns unsere Gedanken nah an die stille Szene der ersten Weihnacht bringen, sicherlich eine Geschichte, die anderen tausend ähnlich denen ist, die in den Slums täglich geschehen und ebenso in den Zufluchtsorten auf der ganzen Welt. Ich möchte euch bitten, dass ihr einen Gedanken an die verschwendet, die täglich durch diese Qualen gehen. Mit diesem Gedanken möchte ich euch allen danken, die ihr durch unsere Arbeit für die Armen mit uns verbunden seid und ich möchte euch allen ein warmes und glückliches Weihnachtsfest und ein glückliches neues Jahr wünschen!

 

Mit herzlichen Grüßen

 

Fr. Joseph Aymanathil, s.d.b

 

(Weihnachten, 2003).  

(Übersetzung: Michaela Stiller)